Was bleibt?
Das Leben ist Veränderung – und das ist auch gut so. Denn alles Lebendige entwickelt sich weiter und muss es tun: Das ist in der Evolution so vorgesehen. Doch wenn sich immerfort alles verändert, bleibt dann nichts bestehen? Beständigkeit ist etwas, nach dem wir Menschen uns sehnen. Irgendetwas, was uns Halt gibt, weil es vertraut ist. Etwas, was bleibt.
Was bleibt uns von unseren Vorfahren, von unseren Eltern oder Großeltern? Auch wenn sie verstorben sind, bleiben sie doch unvergessen. Sie leben nicht nur in unserer Erinnerung fort, sondern auch in gegenwärtigen Erlebnissen, Gleichnissen und Momentaufnahmen. Sei es, dass jemand die Augenbraue genauso hochzieht, wie unser Vater es immer getan hat – oder wir hören plötzlich jemanden laut lachen, genauso wie Oma Elisabeth immer gelacht hat.
Genauso? Fast genauso. „Same, same but different“ – diese Redewendung aus Thailand bedeutet: „Genauso, aber anders“. Wir Menschen sind uns alle irgendwie ähnlich, und doch sind wir verschieden. Trotzdem springt er in solchen Momenten über: der kleine Funken Vertrautheit. Wenn jemand uns an einen verstorbenen Menschen erinnert, dann ist das wie ein Überbleibsel – ein schönes Souvenir aus einem vergangenen Leben. Etwas, das bleibt.
Ein Tag wie jeder andere?
Und auf einmal hat ein neues Jahr begonnen: Wir alle blicken in die Zukunft, manche mit Optimismus, andere eher sorgenvoll. Zunächst aber fühlt sich der 1. Januar nicht anders an als der 31. Dezember – sofern man nicht am Silvesterabend den alkoholischen Erfrischungen eine Spur zu freudig zugesprochen hat.
In dieser Hinsicht ist ein kalendarischer Jahreswechsel nichts anderes als ein Geburtstag – nämlich ein Tag wie jeder andere. Trotzdem sind solche Momente eben doch ein sichtbares Zeichen für das Voranschreiten der Zeit. Zeit, die jedem Menschen Tag für Tag kürzer wird, da das Leben unweigerlich seinem Ende entgegenschreitet. Für manche Menschen wird 2024 ein gutes Jahr werden, für andere ein weniger glückliches. Und leider werden – wie in jedem Jahr in Deutschland – rund eine Million Menschen sterben. Das ist die durchschnittliche Anzahl der Sterbefälle laut Statistik.
Für die Hinterbliebenen wird es nicht einfach sein, Hoffnung und neuen Mut zu finden. Man mag sich sagen, dass an jedem Tag und in jedem Jahr unzählige Menschen dieselbe Situation durchleben – Trost findet in dieser Erkenntnis wohl niemand. Jeder Sterbefall betrifft einen individuellen Menschen – das wissen Hinterbliebene ebenso wie Bestatter, Seelsorger und Trauerhelfer. Die Einzigartigkeit jedes Sterbefalls macht der Statistik zum Trotz diese Tage im traurigsten Sinne des Wortes unvergesslich.
Umso mehr lohnt es sich also, schöne Tage gleichfalls im Gedächtnis zu behalten: sei es der eigene Geburtstag oder eben der jüngst erlebte Silvesterabend – selbst wenn Sie sich an ihn mit Kopfschmerzen und einem flauen Magen erinnern.
Wir wünschen Ihnen und den Ihren ein glückliches neues Jahr – bleiben Sie gesund!
Zeit für einen Waldspaziergang
Tief einatmen und die feuchte, klare Luft mit ihrem Duft von Laub und Erde genießen und zuschauen, wie die Sonne durch das gelbe Blattwerk bricht: Nirgends zeigt sich der Herbst von einer schöneren Seite als im Wald.
Das Laub strahlt in Orange-, Braun- und Rottönen, und das Erdreich, auf dem sich die fallenden Blätter sammeln, wird getränkt von Morgentau und Regenschauern. Es ist eine beruhigende Umgebung, die gerade jetzt von vielen Spaziergängerinnen und Spaziergängern besonders genossen wird. Manche haben ihren Hund dabei, andere einen Feldstecher, in der Hoffnung, ein Reh auf einer Lichtung zu erspähen, die nächsten tragen vielleicht einen Rucksack mit einem Stullenpaket und Getränken bei sich, und wiederum andere werden im Wald von Erinnerungen und tief empfundener Dankbarkeit begleitet.
Denn der Wald ist ein Ort der Ruhe, der Kraft gibt und zum Innehalten einlädt. Und ein Ort, um hier die ewige Ruhe zu finden. Naturbestattungen unter den Wipfeln der Bäume sind eine Alternative zum Friedhof, die von immer mehr Menschen bevorzugt wird.
Die Gründe sind vielgestaltig. Denn neben der Ruhe stiftenden Natur des Waldes sind es auch ganz pragmatische Überlegungen, die eine Baumbestattung attraktiv machen. Wenn eine Urne im Wurzelwerk bestattet ist, wird sie – je nach örtlichen Voraussetzungen – mit einer Plakette am Baumstamm oder auf dem Boden kenntlich gemacht. So haben Angehörige immer einen Anlaufpunkt bei ihren Waldspaziergängen, um an einem Grab Andacht zu halten. Mehr allerdings ist nicht von der Grabstelle zu erkennen. Weder das sonst allgegenwärtige Heidekraut noch aufwendig zu pflegende Stauden- und Blumenbepflanzungen sind vorhanden. Die oft mühsame Grabpflege entfällt für die Hinterbliebenen, weil sie von der Natur übernommen wird.
Informationen zu den Möglichkeiten einer Waldbestattung in der Region bekommen Sie bei uns. Ein Anruf oder Besuch lohnt sich also, bevor Sie bei Ihrem nächsten Spaziergang den Wald mit ganz anderen Augen erkunden werden.
Frühling
Wie soll mein Herz den Frühling überstehn, wenn sonnentrunken wieder rings auf Erden die Knospe schwillt in ahnungsvollem Werden und tausend Wünsche durch die Täler gehn … Wie soll mein Herz den Frühling überstehn!
Den Frühling, den auch du so sehr geliebt, wenn, wo ein Herz um deines fast vergangen, zwei Augen leuchtend groß an dir gehangen, ein Lippenpaar, das immer gibt und gibt. Wie hat dein Herz den Frühling dann geliebt! –
Und wieder wird’s von Tal zu Tale wehn, dieselbe liebeselge Frühlingsfeier, dann stehn die Birken keusch im Hochzeitsschleier, und durch die Nächte wird ein Flüstern gehn – Wie soll mein Herz den Frühling überstehn!
(Ilse von Stach)
Erinnerungen
Every cloud has a silver lining
So sagt ein englisches Sprichwort und meint: „In allem Schlechten steckt auch etwas Gutes.“ Oder: „Auf jeden Regen folgt Sonnenschein.“ Oder: „Ein Silberstreif am Horizont.“
Sicher ist das im Trauerfall nur ein schwacher Trost, wenn nicht sogar unpassend und makaber. Dennoch hilft es vielleicht, den Tod einer nahestehenden Person zu begreifen, wenn man sich dem Tatsächlichen und dem Zukünftigen nähert – wenn man sich dem Leben zuwendet.
Was ist aus der Verbindung entstanden, was hätte man nicht erlebt ohne diesen Menschen?
Was kann man in Erinnerung an diesen Menschen ganz bewusst tun? Zum Beispiel eine Reise antreten, von der man immer gesprochen hat. Ein Bild erstehen, das dem Verstorbenen so gut gefallen hat. Ewas tun, wozu uns der andere immer ermutigt hat!
Das könnte ein Rezept sein, für sich Trost im Verlust zu finden. Alle Erinnerungen in die positive Waagschale legen, den Verlust in die andere. Vielleicht gelingt es so, die Waage „Trauerfall“ zugunsten der positiven Waagschale zu beeinflussen. Mit jeder positiven Erinnerung ein wenig mehr!
Was waren die schönsten, emotionalsten, skurrilsten Momente mit dem Verstorbenen?
Wenn die positive Waagschale dann langsam wieder an Gewicht und Bedeutung gewinnt, dann sieht man ihn: den Silberstreif am Horizont.
Die positiven Aspekte zusammentragen und gegen den Verlust aufstellen – eine simple Rechnung machen!
Hyaluron für die Seele?
Die Beschäftigung mit Äußerlichkeiten ist in unserer heutigen Gesellschaft leider sehr stark ausgeprägt. In den sozialen Medien werden nur die schönsten und glücklichsten Momente gepostet. Dadurch wird suggeriert, dass es ganz normal ist, erfolgreich zu sein, eine tolle Familie zu haben und selbstverständlich jederzeit blendend auszusehen. Welcher Druck demzufolge gerade auf jungen Menschen lastet, die mit der Allgegenwärtigkeit von Instagram, Facebook & Co. aufwachsen, lässt sich nur erahnen.
Die Anzahl der ästhetischen Behandlungen ist stetig steigend und macht die Ausmaße des Schönheits- und Optimierungswahns deutlich. Faltenunterspritzungen mit Hyaluron, Botox-Behandlungen und schönheitschirurgische Eingriffe werden bei Dermatologen, Kosmetikstudios und plastischen Chirurgen so stark nachgefragt wie noch nie zuvor.
Aber wenn – wie jeder weiß – die wahre Schönheit eigentlich von innen kommt, was bringt das Ganze dann überhaupt? Eine schöne Seele, die von innen nach außen strahlt, lässt sich nicht durch Unterspritzungen mit Hyaluron herstellen. Das Älterwerden entspricht dem Lauf der Zeit, das Nachlassen der körperlichen Kräfte ist naturgemäß, wir Menschen „welken“ äußerlich ganz genauso, wie eine schöne Blume es auch tut.
Das Gute daran ist: Im gleichen Zuge, wie wir äußerlich im Laufe der Jahre „abbauen“, können wir innerlich wachsen und schöner werden. Mit dem Altern bietet sich die Chance, erfahrener, klüger und ausgeglichener zu werden. Betagte Augen haben viel gesehen, können strahlen, Lebensfreude und Mut versprühen. Eine schöne Seele ist friedlich und steht vielleicht ein kleines bisschen über den Dingen. Über aufgespritzte Lippen und faltenfreie Gesichter kann sie jedenfalls nur schmunzeln.
Eine schöne Seele ist friedlich und steht vielleicht ein kleines bisschen über den Dingen. Über aufgespritzte Lippen und faltenfreie Gesichter kann sie jedenfalls nur schmunzeln.
Selbstfürsorge
Wie einem der Schnabel gewachsen ist: Poesie – ein Weg in die Zukunft.
Der Tod eines sehr nahestehenden Menschen ist immer eine Krise. Selbst wenn der Tod nach langer, unheilbarer Krankheit eine Erlösung zu sein scheint. In Zukunft liegt vor den Hinterbliebenen ein Leben ohne den Partner, ohne den Freund, ohne das Kind …
Ein Schicksalsschlag, der das Leben ändert – ob man will oder nicht. Und in jedem Fall geht das Leben weiter. Die Zeit bleibt nicht stehen. Eine Auseinandersetzung mit dem Erlebten und mit der Krise hilft, in der Zeit zu bleiben und Schritte in Richtung Zukunft zu gehen. Nicht immer steht hierfür ein menschlicher Begleiter zur Verfügung. Aber auch ohne kann man ins Gespräch kommen – mit sich selbst! Das Vehikel dazu: Papier. Etwas in eigene Worte fassen und niederschreiben entlastet und bietet einen Weg, eine Situation – eine Krise – zu ordnen.
Das hat diverse Vorteile: Im Selbstgespräch kann man reden, wie einem der Schnabel gewachsen ist. Kein Gefühlsausbruch ist unangenehm, kein Gestammel peinlich, es gibt kein Tabu, das nicht gebrochen werden kann. Als treuer und vertraulicher Partner ist das Papier ein Helfer, ein Begleiter und gefüllt ein Archiv der eigenen Gefühlswelt. Eine ganz eigene Poesie!
Innerhalb der psychotherapeutischen Kreativtherapie ist Schreiben – wie auch Malen oder Tanzen – eine alternative Methode der Selbstheilung. Dies kann man ganz für sich probieren – oder begleitet mit externer Hilfe eines Poesietherapeuten. Auch in der Literatur findet man viele interessante Anregungen und Hilfestellungen. Psychotherapeuten und Literaten sind sich einig: „Schreiben kann helfen, Stimmungen auszuhalten und Krisen zu bewältigen.“
Also vielleicht einfach loslegen und sich beschäftigen – mit sich selbst und der aktuellen Situation. Eine eigene Poesie kreieren und so ganz unverblümt für sich selbst sorgen.
Im Selbstgespräch kann man reden, wie einem der Schnabel gewachsen ist. Kein Gefühlsausbruch ist unangenehm, kein Gestammel peinlich, es gibt kein Tabu, das nicht gebrochen werden kann.
„Was macht die Pandemie mit uns?“
Die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie sind extrem vielschichtig. Es gibt unterschiedliche Betrachtungsweisen und jeden Tag neue Nachrichten sowie Einschätzungen der Experten. Für jeden Einzelnen von uns kommt die ganz eigene, persönliche Situation hinzu, unter deren Einfluss wir auf die aktuellen Ereignisse blicken.
Dass in unserer auf wirtschaftlichen Gewinn ausgerichteten Gesellschaft nun Werte wie Gesundheit, Solidarität und der Schutz von alten oder vorerkrankten Menschen an oberster Stelle stehen, mag für manchen überraschend sein. So sehr man sich über diesen Sinneswandel freuen möchte, so unvermeidbar ist jedoch der Blick auf das System, das infolge eines länger anhaltenden Shutdowns nicht mehr funktionieren wird. Eine zu erwartende Rezession wird Arbeitslosigkeit, Unsicherheit, schlimmstenfalls auch Armut und Krankheit mit sich bringen. Nun gilt es abzuwägen, welches das geringere Übel ist.
Sich in diesem Zusammenhang über die Delfine im Hafen von Venedig zu freuen oder über die sinkenden Emissionswerte, erscheint fragwürdig und geradezu pietätlos. Ist es angesichts steigender Sterbefälle oder bedrohter Existenzen nun wirklich angebracht, sich gedanklich in eine himmelblaue, schadstofffreie Welt zu flüchten? Wer in dieser Krise nicht zuerst das Bedrohliche sähe, der nähme weder die Krise noch das Leben der Menschen ernst. Nähe durch Abstand – und was jetzt Hoffnung macht
Es erscheint paradox, aber trotz Kontaktverbot, Ausgangssperren und Sicherheitsabstand kommen sich die Menschen gerade jetzt einander näher. Das Gefühl innerer Verbundenheit ist groß, der Zusammenhalt in der Gesellschaft stark und die Solidarität ist gelebte Realität. Es zeigt sich, dass der Abstand, den wir alle halten müssen, lediglich eine physische Distanz ist. Miteinander reden, sich über Ängste und Sorgen austauschen, einander zuwinken, sich anlächeln – all das begegnet uns jeden Tag und ist Ausdruck wahrer Menschlichkeit.
Die Pandemie zeigt uns auf eindrucksvolle Art und Weise, dass wir alle zur gleichen Spezies gehören. Wir alle – alle Menschen auf dieser Welt – sind verletzlich. Diese Erkenntnis sollte unseren Zusammenhalt stärken, auch über die Pandemie hinaus.
„Mit Abstand am Besten“
So sehr es uns auch widerstrebt, aber in diesen außergewöhnlichen Zeiten müssen wir zu denen Abstand halten, die wir gernhaben und zu denen wir uns Nähe wünschen.
Es wirkt vollkommen widersprüchlich, aber genau dadurch zeigen wir unseren Respekt und unsere Liebe.
Es sind herausfordernde Zeiten, in denen wir umdenken, ja, umlernen müssen.
Schon als Kinder haben wir gelernt, dass Liebe und Nähe zueinander gehören. Nun verlangen die Umstände, dass wir uns anders verhalten müssen. Dabei wirkt die Bedrohung im Alltag oft abstrakt, denn wir können sie nicht sehen. Die Sonne scheint wie zum Trotz vom blauen Himmel, der Frühling zeigt sich in seinen schönsten Farben. Alles wirkt so normal und ist es doch nicht.
Was im alltäglichen Leben schon schwierig ist, wird in emotionalen Ausnahmesituationen noch extremer. Im Trauerfall möchten wir unser Mitgefühl durch Nähe und Zuwendung zeigen. Aber bedingt durch die Corona-Pandemie müssen Bestattungen ganz anders ablaufen, als wir es kennen. Denn auch während einer Trauerfeier müssen die Menschen den gebotenen Schutzabstand einhalten. Es ist schmerzlich zu sehen, wie schwer es für die Beteiligten ist, ihr Beileid nicht durch einen mitfühlenden Händedruck oder eine herzliche Umarmung zum Ausdruck bringen zu dürfen.
Im Trauerfall möchten wir unser Mitgefühl durch Nähe und Zuwendung zeigen. Aber bedingt durch die Corona-Pandemie müssen Bestattungen ganz anders ablaufen, als wir es kennen.
„Wenn trauern eigentlich lieben heißt …“
Warum tut es so weh, wenn wir trauern? Wir wären nicht traurig, wenn wir den verlorenen Menschen nicht geliebt hätten. Der Schmerz begründet sich auf dem Gefühl des Verlustes. Ein von uns geliebter Mensch ist plötzlich nicht mehr da. Wir können ihn nicht mehr sehen, nicht mehr mit ihm sprechen, ihn nicht mehr in den Arm nehmen. Wir können ihm unsere Liebe nicht mehr zeigen.
Das meinen wir jedenfalls zunächst. Erst später und rückblickend verstehen wir, dass wir die Liebe trotzdem noch spüren und auch versprühen können. Unseren verstorbenen Eltern können wir jederzeit liebevolle Gedanken schicken.
Und so leben sie fort. In unseren Herzen sind sie bei uns – immer.
Durch das Gefühl der Trauer können wir so viel lernen. Wenn wir in Verbindung zu anderen Menschen gehen, dann entsteht Trost. Alle Menschen wollen glücklich sein. Jeder von uns sehnt sich nach Liebe und Verbundenheit. Wenn wir also trauern, dann kann es uns helfen, uns bewusst zu machen, dass wir mit diesem Gefühl nicht alleine sind. Viele Menschen haben geliebt und diesen Schmerz des Verlustes erlebt.
Wenn wir uns mitfühlend anderen zuwenden, dann wird uns das bewusst. Durch die Verbindung zu anderen und das Verständnis für ihre Gefühle empfinden wir Zugehörigkeit. Wenn Menschen in Zeiten der Trauer auf uns zukommen und uns zeigen, dass sie unseren Schmerz verstehen, dann empfinden wir Trost.
Wenn trauern eigentlich lieben heißt und wenn die Liebe über den Tod hinaus bleibt, dann entsteht Sinnhaftigkeit.
„Meiner Erfahrung nach …“
So beginnen manchmal ältere Menschen, wenn sie aus ihrem Leben erzählen. Seien es die eigenen Eltern, Großeltern oder Bekannte – in jedem Falle lohnt sich nun gutes Zuhören. Denn von den Älteren kann man so einiges lernen. Mit ihrer Lebenserfahrung können sie den Jüngeren wertvolle Hinweise und Denkanstöße geben.
Junge Leute wissen mit dem Wort „Erfahrung“ oftmals noch gar nichts anzufangen. Was soll das denn sein? Hört sich irgendwie an wie „Schnee von gestern“. Die Erfahrung bleibt genau so lange die große Unbekannte, wie es im eigenen Leben noch wenig davon gibt.
Die Lebenserfahrung ist per definitionem die Summe aller Erlebnisse und der daraus gezogenen Erkenntnisse. In humanistischen Denkweisen betrachtet man das Leben als einen allmählichen inneren Wandlungsprozess. Durch das Sammeln von Erfahrungen entwickelt sich der Mensch von einem Zustand des Nichtwissens hin zu einem Zustand der Aufklärung und Weisheit.
Jedes Erlebnis kann dabei zu einer lehrreichen Lektion werden. Je nachdem, was wir auf unserem Lebensweg erfahren, gewinnen wir individuelle Erkenntnisse. So sind wir zu demjenigen geworden, der wir sind.
Wir kommen nicht umhin, unsere Erfahrungen selbst zu sammeln und das Leben tatsächlich „am eigenen Leib zu erfahren“. Dafür offen zu sein und sich nicht zu verschließen, ist wichtig für die eigene Entwicklung. Man kann sich schon denken, dass der Erfahrungsschatz zuhause auf dem Sofa mit einer Tüte Gummibärchen nicht gerade größer wird.
Deswegen ist es gut, sich selbst zu fordern und sich auch außergewöhnlichen Umständen auszusetzen. Etwas Neues auszuprobieren, was man noch nie zuvor gemacht hat, an einen noch unbekannten Ort zu reisen, intensiv mit allen Sinnen die Natur oder Musik wahrzunehmen, all das sind Erlebnisse, die in unseren Erfahrungsschatz übergehen.
Es ist ein Schatz, wertvoller als alles Vermögen oder Besitztümer, die wir ansammeln könnten. Denn wer auf die Jahre seines wirklich gelebten Lebens zurückblicken kann, der kann jederzeit auf einen inneren Reichtum zurückgreifen, der Stärke und Mut verleiht.
Je nachdem, was wir auf unserem Lebensweg erfahren, gewinnen wir individuelle Erkenntnisse. So sind wir zu demjenigen geworden, der wir sind.
„Darf man das?“
Der Umgang mit den Themen Tod und Trauer unterliegt vielen Konventionen, die wir übernehmen und zu selten hinterfragen. Wir handeln dann entsprechend, weil es schon immer so gemacht wurde, weil die Verwandtschaft es so erwartet oder weil die Nachbarn sonst reden. Und gerade in Zeiten der Trauer treffen wir eher konservative Entscheidungen, denn wir möchten nichts falsch machen.
Aber stellen wir uns ruhig des Öfteren mal die Frage „Darf man das?“
Und vielleicht kommen wir zu dem Schluss, dass vieles möglich ist und sein darf.
Darf man bei einer Beerdigung lachen? Wir finden, dass alle Emotionen Raum finden sollten. Wenn wir eine Packung Taschentücher verweint haben, können wir im nächsten Moment lachen, weil wir uns an eine lustige Begebenheit aus dem Leben des Verstorbenen erinnert haben. Es ist ein Auf und Ab der Gefühle. Und alle Gefühle dürfen sein.
Wenn wir über Konventionen sprechen, dann gehören dazu auch ungewöhnliche Ideen für einen Abschied. Warum nicht am Grab bunte Luftballons aufsteigen lassen, gemeinsam ein schönes Lied anstimmen, ganz bewusst keine schwarze Kleidung tragen oder Fotos von fröhlichen gemeinsamen Erlebnissen am Sarg aufstellen?
Geht es nicht auch darum, das Leben des Verstorbenen voller schöner Erinnerungen zu feiern? Im nächsten Augenblick können wieder Tränen da sein und es bleibt Raum, den Tod zu beweinen.
Vergessen wir nicht: Ein Abschied kann ein Anfang sein. Ein Anfang einer wertvollen Erinnerung, die für immer bleibt.
„Wie ist das eigentlich, wenn man tot ist?“
Eine Frage von einem Kind. Und wie so oft, wenn Kinder fragen, ist dies nicht nur unverblümt und entwaffnend offen, sondern trifft in aller Einfachheit sogar den Kern vieler tiefsinniger Gedanken von Erwachsenen.
Wir alle wissen und begreifen nicht, was der Tod ist. Wie er sich anfühlt, welche Gestalt er hat, welche Dimension. Folglich ist das eine vollkommen berechtigte Frage – wie ist das eigentlich, wenn man tot ist? Wir alle, die wir am Leben sind, wissen es nicht. Wir haben den Tod noch nicht erfahren, jedenfalls nicht bewusst oder in einer Form, derer wir uns erinnern könnten.
Woher also sollten wir es wissen?
Lediglich auf der imaginären Ebene können wir uns damit beschäftigen und versuchen, uns eine ungefähre Vorstellung vom Unbegreiflichen zu machen.
Wenn wir zu Lebzeiten mit dem Tod konfrontiert werden, dann ist es zumeist, weil wir einen nahe stehenden Menschen verloren haben. Statistisch gesehen, erlebt ein Mensch alle 13 Jahre einen Sterbefall in der Familie oder im nahen Umfeld. Das bedeutet, dass wir uns nur alle 13 Jahre intensiv mit diesem Thema auseinandersetzen müssen. Der geliebte Mensch fehlt uns, wir vermissen ihn schmerzlich, wir bleiben ohne ihn in diesem Leben. Wir trauern und denken, nun wäre sie da, die Konfrontation mit dem Tod. Jedoch geht es beim Erleben eines Trauerfalles mehr um die Auseinandersetzung mit dem Verlust als um die mit dem Tod. Die Beschäftigung mit uns und der Frage „Was bedeutet das nun für mich?“ steht im Vordergrund.
Wie wäre es, wenn wir in Zeiten der Trauer versuchen würden, uns ein wenig mehr die Welt der Verstorbenen vorzustellen? Wie geht es dem verlorenen Menschen nun dort, wo auch immer er sein mag? Es besteht die Hoffnung, dass dort alles gut ist. Ohne körperlichen Schmerz, ohne Angst und ohne Leiden.
Wir alle wissen und begreifen nicht, was der Tod ist. Wie er sich anfühlt, welche Gestalt er hat, welche Dimension.
„Es regnet schonwieder“
Kennen Sie Menschen, die ständig über das Wetter meckern? Solche, bei denen das Glas ausnahmslos halb leer ist und die es nach eigener Aussage im Leben einfach schwerer haben als andere?
Warum manche Leute sich fortwährend beschweren, während andere fröhlich und zufrieden sind, wurde bereits umfassend wissenschaftlich untersucht. Als Ergebnis dieser Untersuchungen bezeichneten die Forscher die Zufriedenheit als „kognitives Wohlbefinden“.
Kognitiv bedeutet: das Wahrnehmen, Denken und Erkennen betreffend.
Das heißt, alle unsere Gedanken und Einstellungen – vor allem die Bewertungen unserer Erlebnisse – fließen mit ein, wenn das Gefühl von Zufriedenheit oder Unzufriedenheit entsteht. Ob jemand zufrieden ist, ist demzufolge weniger abhängig von Lebenssituation, Herkunft, Alter oder Einkommen. Es ist vielmehr eine Frage der persönlichen Einstellung und der Bewertung des eigenen Lebens. Wie das Wort schon sagt, bedeutet es, „in Frieden“ zu sein. Dieser gefühlte innere Frieden ist beständiger und nachhaltiger als das Glück, was für viele Menschen das vermeintlich größere Ziel zu sein scheint. Das Glück bezeichnen die Wissenschaftler jedoch lediglich als einen vorübergehenden und rauschhaften Zustand.
„Ein angenehmes und heiteres Leben kommt nie von äußeren Dingen, sondern der Mensch bringt aus seinem Inneren, wie aus einer Quelle, Zufriedenheit in sein Leben.“ (Plutarch)
Soll es morgen wieder regnen? Das ist gut für die Natur!
„Woher weiß der Tod denn, wo er hinkommen soll?“
Kinder sind von Natur aus neugierig und interessiert. Dem Thema Tod begegnen sie oft bereits im Kindergartenalter, z. B. wenn die Oma oder der Opa des Kindergartenfreundes stirbt.
„Sterben tun doch nur andere, oder?“
Das ist die naive Vorstellung, die erst erschreckend weicht, wenn die eigenen Großeltern oder andere, dem Kind nahestehende und geliebte Menschen, versterben.
Vielleicht ist es da besser, gar nicht erst auf die Schrecksituation zu warten. Das Thema Tod ist facettenreich: der tote Käfer auf dem Balkon, die tote Maus im Garten oder der verstorbene nette Nachbar von nebenan. Die Kinderfragen dazu sind oft skurril und beschäftigen sich vielmals mit ganz profanen Dingen: „Wer mäht denn jetzt den Rasen von Herr Suder?“
Diese unbefangene Art ist der beste Moment, sich dem Thema Vergänglichkeit zu widmen. Im Gespräch, beim Vorlesen eines Kinderbuches oder beim Besuch eines Theaterstücks.
„Ente, Tod und Tulpe“ von Wolf Erlbruch zum Beispiel wird gerade von einer Dortmunder Theatergruppe auf die Bühne gebracht – im Familientheater sonntags um 11 Uhr.
Kinder ernst nehmen und teilhaben lassen. Das sind die Beweggründe für gute Trauerliteratur und Trauertheater
für Kinder.
WARUM EIGENTLICH CARPE DIEM?
Der Ausspruch des römischen Dichters Horaz bedeutet wörtlich übersetzt „Pflücke den Tag“. Und mit dieser Formulierung regt sich weniger Widerstand. Denn warum sollte man jeden Tag nutzen? Wofür? Und wer sagt uns, wann ein Tag genutzt ist, wer könnte das beurteilen? In unserer Gesellschaft hat sich in den letzten Jahren ein Drang zur Optimierung verbreitet. Alles soll bestmöglich verlaufen. Das fängt bei den guten Noten in der Schule an, geht weiter bei der Berufswahl, dann die perfekte Partnerwahl, eine erfolgreiche Karriere, traumhafte Urlaube, gesunde Babys, die zu hochbegabten Kindern heranwachsen und dergleichen mehr. Hohe Erwartungen an ein erfülltes Leben entstehen erst mit einem gewissen Maß an Wohlstand. Denn wären wir damit beschäftigt, unser Überleben zu sichern, dann wären Fragen nach der optimalen Berufs- oder Partnerwahl sicherlich zweitrangig. So weit, so gut. Für den Wohlstand in unserer Gesellschaft können wir sehr dankbar sein. Aber was ist das für eine seltsame Entwicklung, die uns auferlegt, aus den uns zur Verfügung stehenden Lebensjahren stets das Beste herausholen zu müssen?
„Nutze den Tag“ – so wird „carpe diem“ im Allgemeinen interpretiert.
Es ist ein Auf und Ab im Leben und manchmal läuft es auch nicht gut. Das zu akzeptieren, ist wichtig. Es gibt nicht nur gute Tage im Leben, sondern auch schlechte. Es gibt begabte Kinder und weniger begabte. Bei der Partnerwahl kann es auch mal danebengehen. Die Zeiten, in denen wir in jungen Jahren einen Beruf wählten und diesen das gesamte Leben lang ausübten, sind ebenfalls vorbei Und es sollte uns erlaubt sein, Schwäche oder auch ein vermeintliches Scheitern einzugestehen. „Pflücke den Tag“ – das hat Horaz mit carpe diem gemeint. Er schrieb seine Ode „An Leukonoö“ im Jahre 23 v. Chr. In seinem Gedicht appelliert er daran, die Gegebenheiten des eigenen Lebens zu akzeptieren, wie auch immer sie sein mögen. Horaz regt die Menschen dazu an, ihre Zeit leicht und genussvoll zu verbringen, in einem hedonistischen Sinne. Dabei geht es nicht um einen perfekt genutzten Tag, sondern vielmehr darum, Freude im Leben zu haben. Egal, was kommen mag und wie viele Tage noch kommen mögen.
„Nutze den Tag“ – so wird „carpe diem“ im Allgemeinen interpretiert.
WIR ALLE WERDEN ÄLTER….
„Meine Mutter und mein Vater? Beide Ende 70, eigenverantwortlich, aktiv, mit dem ein oder anderen Zipperlein, aber alles in allem gut beisammen.“
So oder so ähnlich könnte sich die Beschreibung eines Rentnerpaares im besten Fall anhören. Dass es aber auch ganz anders aussehen kann, sich Krankheit und Tod oftmals nicht ankündigen, verdrängen wir meist und oft sehen wir uns erst im emotionalen Ausnahmezustand damit konfrontiert, Entscheidungen zu treffen und diese dann auch nicht für uns selbst, sondern eben für unsere Eltern – Rollenwechsel!
Warum verpassen wir eigentlich so oft den Zeitpunkt, mit der Elterngeneration über das Älterwerden, über Krankheit und Tod zu sprechen? Vermutlich, weil es unangenehm ist und wir doch irgendwie denken, „es“ dann herbeizureden.
„Wie würde ich mich fühlen, wenn es um mich ginge?“ Vielleicht ist das eine gute Frage, die man sich stellen kann. Vielleicht rücken dann eher Interesse, Wohlwollen und Kümmern in den Vordergrund. Vielleicht fängt man einfach mal irgendwie an zu reden: über den Nachbarn, der nach längerer Krankheit kürzlich verstorben ist, und wie sich da alles gefügt hat. Über eigene Vorstellungen, Erwartungen und vielleicht auch Ängste.
Es gibt viele Informationen und Beratungen in Sachen Pflege und Vorsorge für das Leben und den Tod. Das Bundesjustizministerium hat auf seiner Website viele Informationen zusammengetragen. www.bjmv.de – Stichpunkt: Vorsorge und Patientenverfügung. Aber auch das Bundesfamilienministerium informiert sowie unterschiedliche unabhängige Institutionen.
Im Leben kann man „einfach mal drüber sprechen“ – bewusst und mit einem guten Gefühl.
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